Martin Muser

Ein Stern ist noch zu viel…

Leser*innenkommentare und -bewertungen im Netz sind so eine Sache. Besonders die negativen. Die lese ich am liebsten. Bei Kinderbüchern geht es oft um den Schutz der jungen Leser*innen  vor… – ja, vor was eigentlich genau? – vor schlechter Literatur? Nee, eher Bedrohungen aus anderen Sphären.

Evi (Nettes Buch – 2 von 5 Sternen): an sich eine schöne Geschichte. Aber die Sprache mit wirklich üblen Schimpfwörtern hätte nicht sein müssen. Wir haben im Urlaub die Bücher glücklicherweise vorgelesen und haben einige Passagen abgeändert oder komplett weggelassen, was für den Lesefluss nicht so toll war. Muss einfach nicht sein, Kinder lesen auch so gerne ohne das es von Ausdrücken und Schimpfwörtern nur so wimmelt.

Schimpfwörter werden gerne beanstandet. Brisante „nicht kindgerechte“ Themen auch:

D.Müller (Ein Stern ist fast zu viel – 1 von 5 Sternen): Wir haben uns so sehr auf dieses Buch gefreut und waren leider mehr als enttäuscht. Die beiden ersten Bände waren wirklich toll! Frech, witzig und man mochte sich gerne in die Geschichten einfühlen. Bei dem dritten Band schießt der Autor leider weit über das Ziel hinaus. Bei dieser Altersempfehlung Themen wie: „ Alkohol“, „betrunken sein“, „Party machen“ mit allem was dazu gehört und so weiter zu behandeln finde ich sehr fragwürdig. Zumindest ist das GOTT SEI DANK bei unseren Söhnen noch nicht im Fokus.

Andere Rezensent*innen nehmen ihren Job noch ernster und reizen die Textgattung Buchkritik voll aus, oft in Verbindung mit der Untertextgattung Inhaltsangabe:

stefroh (1 Woche gemeinsamer Polen-Urlaub bei Jolas Großeltern – 3 von 5 Sternen): Diese Fortsetzung kann leider nicht annähernd mit Teil 1 mithalten. – Inhalt: Sommerferien. Finn darf eine Woche mit Jola eine Woche bei deren Großeltern in Polen verbringen. Sie fahren mit dem zwielichtigen Onkel Wojciech, der Geschäfte macht mit Sachen, die „vom Laster gefallen“ sind. Oma Babcia und Opa Dziadek sprechen gebrochen Deutsch mit falscher Satzstellung. Nervt mit der Zeit! Die Großmutter serviert zu jeder Mahlzeit polnische Spezialitäten, der Großvater trägt immer Gummistiefel. Lange liest sich die Geschichte wie ein langweiliges Reisetagebuch ohne besondere Vorkommnisse. Auch nervig: der 5-jährige Antek, der sich an Finn und Jola heftet wie eine Klette! Sein Hund Nuschki hat nur noch drei Beine, weil er mal von einem Mähdrescher erfasst wurde.

Touché! – Und es geht noch pointierter:

Lulola (Abgekupfert – 3 von 5 Sternen): Leider ganz hart abgekupfert von „Tschick“. Rahmenhandlung natürlich von „Emil und die Detektive“. Dazwischen viel grüne Ideologie: Klimawandel, Veganismus etc. Alles in allem eher mäßig spannend, damit lockt man keinen von der Playstation weg heutzutage.

Die mögliche ideologische Indoktrinierung von Kindern ist ein heißes Eisen. Gender, Trans, Homo… da sehen Kritiker*innen oft rot (bzw. grün).
Und manchmal drehen Rezensent*innen auch völlig frei und und liefern rührende Einblicke in die Tücken des Online-Shoppings:

TiLa (Beim ersten Mal falscher Artikel gesendet – 1 von 5 Sternen) Gutes Buch, meine Tochter liebt es. Musste es jedoch nochmals bestellen, weil beim ersten Mal ein Geldbeutel geliefert wurde. Den zurückgeschickt und bisher leider keine Erstattung der im Voraus geleisteten Zahlung.

Oha! Hoffentlich wurde TiLa da noch geholfen.