Martin Muser

Über „WEIL.“

Das ist ja immer so eine Sache, wenn Autor*innen ihre eigenen Bücher erklären. Für den Lizenzkatalog baten die Kolleginnen von Carlsen mich, drei Fragen zu beantworten. Hier sind sie. Und meine Antworten darauf.

Die Geschichte ist über weite Strecken ein Kammerspiel. Wie kam es zu diesem Setting? 

Das Kammerspiel war von Anfang an Teil der Idee: Der geschützte Raum, in den von außen jemand eindringt und den „Sündenfall“ reklamiert.

Ich hatte den Stoff vor Jahren für einen Film skizziert, der kostengünstig produziert werden sollte. Später beim Schreiben des Buches hab ich die Geschichte noch mal verändert: Ich wollte, dass sie Anklänge an eine „Gothic Novel“ hat, diesen dunklen Sound. Ich wollte, dass sie spannend ist. Und ich wollte den oft gelesenen „Jugendbuchton“ vermeiden. Keine Ahnung, ob mir das alles gelungen ist. Aber das „Kammerspiel“ half mir auf jeden Fall dabei, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren… ich konnte das Buch sehr „schlank“ schreiben… ohne Schnörkel und viel drum herum…

Du berührst in der Geschichte einige Grundfragen der Ethik und Philosophie. Kannst du die Frage, die dich bei der Geschichte am meisten umgetrieben hat, in einen Satz fassen?

Die Geschichte ist auch ein Gedankenspiel darüber, wie wir uns unter den Bedingungen von Gewalt und Terror verhalten würden. Wie tragfähig ist die zivilisatorische Eisdecke, auf der wir uns bewegen? Und auf der anderen Seite ist das Buch ein Versuch, die Quelle und das Wesen des Bösen zu erkunden. Schwankend zwischen Entsetzen und Faszination. Und ohne dabei zu einer erschöpfenden – geschweige denn erlösenden – Antwort zu kommen… (Okay, das war nun deutlich mehr als ein Satz.)

Deine Leser*innen müssen damit klarkommen, dass es am Ende keine befriedigende Antwort, auf die Frage nach dem „Warum?“ gibt. Was möchtest du deinen Leser*innen mit auf den Weg geben?

An allererster Stelle  eine packende Geschichte. Die Antwort auf die Frage nach dem „Warum“, steckt für mich schon im Titel. Das apodiktische „Weil.“ mit dem Punkt dahinter. Das ist ja oft die „Logik“ des Bösen: eine vorgebliche Letztbegründung für etwas zu geben, für das es letztlich keine Begründung gibt. Argumente spielen da keine Rolle. Ich bin mir nicht sicher, es so etwas gibt, wie das Böse an sich. Es ist quasi der Tod einer auf Austausch ausgerichteten Kommunikation. Dieses Böse macht dann einfach völlig empathielos sein Ding. Und wir stehen da und fragen uns, wie wir uns verhalten sollen…