Martin Muser

7 Jahre – 400 Lesungen

Am 15. Juli hatte ich die vierhundertste Lesung. Beim Vorlesevergnügen in Hamburg (so schön mit den ganzen Kolleg*innen!). Gelesen hab ich aus der Schurkenschnapp-AG. Angefangen mit den Lesungen hat alles im Mai 2018 in der Dante Connection Buchhandlung in Berlin. Da hatte ich die allererste Lesung aus meinem allerersten Kinderbuch Kannawoniwasein (aus dem ich bis heute immer noch lese). Rückblickend denke ich heute: Was für ein Geschenk, dass ich jenseits der 50 noch mal was ganz Neues machen konnte, etwas, was ich vorher so nie gemacht habe (okay, ich hab irgendwann in den Nuller-Jahren auch ein paar Lesungen aus den zwei Erwachsenenkrimis gemacht, die ich damals geschrieben habe, aber die liefen unter ferner liefen…). Im Grunde hab ich hab mich nie als „Bühnenmensch“ gesehen und bis heute fühle ich mich manchmal wie ein Zirkuspferd, das Runden in der Manege dreht und zum hundertsten Mal die altbewährten Tricks vorführt. Das ist vielleicht das Kniffligste: Die Balance zu halten… aus Routine und Neugierde… auf alles Unvorhergesehene, was kommt. Und irgendwas kommt immer. Kinder sind ein unbestechliches Publikum. Direkt, quicklebendig und kritikfreudig. Eine beliebte Frage ist, welches meiner Bücher denn mein Lieblingsbuch sei. Meine Antwort darauf: „Keines. Oder: Alle.“ Normalerweise würden meine geschriebenen Bücher einfach im Regal stehen und ich würde nicht mehr reingucken (weil ich ja immer mit neuen Büchern beschäftig bin, an denen ich gerade arbeite). „Wenn ich aber aus einem der Bücher vorlese, dann versuche ich, genau dieses Buch beim Lesen zu meinem Lieblingsbuch zu machen, sonst könnte ich nicht gut daraus vorlesen.“ Und das Schöne daran ist, dass ich dabei die misslungenen Stellen noch mal verbessern kann, was ich gerne tue, so dass ich kaum eins meiner Bücher noch so vorlese, wie es gedruckt ist. Insofern freue ich mich allein schon deswegen auf weitere Lesungen: Damit ich meine Bücher und mein Schreiben immer weiter verbessern kann. (Fotos: Katja Reider und Cornelia Franz – Danke!)

P.S. Apropos „schreiben“… am Vortag war ich noch im Carlsen-Verlag, um mit meiner Lektorin Wiebke Andersen über das neue Buch zu sprechen, wo ich gerade festhänge und massiv zweifle – … und dann in der Teeküche die Offenbarung…